Minervois

Im Südwesten Frankreichs, zwischen Zentralmassiv und Pyrenäen, liegt das Weinanbaugebiet Minervois. Es ist eine ruhige Gegend mit wenig Verkehr. Nur die Traktoren der Weinbauern unterbrechen ab und zu mit ihrem monotonen Tuckern die Stille. Im Sommer sind Temperaturen jenseits der 30 Grad zwar keine Seltenheit, doch in den engen Gassen der kleinen Dörfer findet sich immer irgendwo ein schattiges Plätzchen.

Die Landschaft ist abwechslungsreich. Flache bis wellige Strecken entlang des Canal du Midi können mit langen Anstiegen in die Montagne Noir kombiniert werden. Und ab und zu lassen sich Spuren der Tour de France, die sich hier im Juli manchmal auf Durchreise befindet, entdecken.

1. Etappe

Col de la Croix de Jubilé, Col de Sérières

Früh am Morgen starte ich in Richtung Minerve, einer Katarer-Burg, die der Region ihren Namen gibt.

Nach etwa der Hälfte der Strecke überholt mich eine Trainingsgruppe, mit Jerseys in Vereinsfarben. Sie grüßen, ziehen gemächlich an mir vorbei und gewinnen langsam ein paar Meter. Weder sie noch ich scheinen es heute jedoch besonders eilig zu haben. Schon im nächsten Anstieg komme ich wieder heran und überhole sie. Einer der jüngeren Fahrer folgt mir dann doch noch und wir jagen zum Gipfel hoch, ich muss mich allerdings knapp geschlagen geben.

Danach schalte ich wieder einen Gang zurück und der Rest der Runde ist eher Ausfahrt als Training.

2. Etappe

Col de la Prade, Pic de Nore

Einer der höchsten Punkte der Region ist der 1211 m hohe Pic de Nore, über dessen Gipfel die D87 nach Mazamet, dem Geburtsort der Jalabert-Brüder, führt.

Die Südanfahrt über den Col de la Prade lässt sich bei gleichmäßiger Steigung mit wenigen Prozenten auch bei schlechter Form gut fahren. Die schmalen Straßen aus grobem Asphalt, links und rechts gesäumt von Bäumen, erinnern eher an den Harz als an die Alpen. Als ich Pradelles-Cabardès erreiche, liegen noch knapp 6 km mit 7 % bis zur Spitze des Pic de Nore vor mir. Einige Schafe grasen wild am Wegesrand und ich denke daran, auf der Abfahrt besonders Acht zu geben. Kurz nachdem ich den Wald endgültig hinter mir lasse, kann ich auch den Rundfunksender auf dem Gipfel schon sehen. Hier oben weht ein starker Wind und erschwert die letzten Meter zusätzlich. So ein bisschen erinnert der Pic de Nore an den Mont Ventoux.

Col de la Prade, Pic de Nore

81,2 KM / 1.456 HM

Höchster Punkt der Region.

Weekender

3. Etappe

Col de Salettes

Für heute ist nur eine kurze Runde geplant. Davon führen zwar fast 20 km bergauf, durchschnittlich allerdings mit nur 4 %. Am Ende des Anstiegs liegt ein Plateau vor mir und die kleine Straße schlängelt sich fast eben durch Weideflächen und kleine Wälder. Hier oben bin ich ganz ungestört und genieße die Ruhe, bevor es in die Abfahrt nach Hause geht.

Col de Salettes

57,6 KM / 973 HM

Weekender

4. Etappe

Curiosité de Lauriole

Zum Abschluss noch eine Kuriosität. La Curiosité de Lauriole ist eine optische Täuschung: eine Straße, die vermeintlich bergauf führt. Doch zuerst liegt noch ein Anstieg vor mir, eine Straße, die nicht nur vermeintlich bergauf führt. Die Aussicht entschädigt allerdings für die kurze Auffahrt: von hier oben blickt man bis in die Pyrenäen. Jetzt ist es eigentlich nicht mehr weit bis zur Kuriosität, die exakte Position kenne ich jedoch nicht. Ein Auto, offensichtlich auch auf der Suche, fährt langsam vor mir her und hält plötzlich an. Wunderbar, hier muss sie also sein. Die eigentliche Kuriosität ist dann doch sehr unspektakulär und ich mache mich schon nach kurzem Aufenthalt auf den Heimweg.

Curiosité de Lauriole

24,2 KM / 400 HM

Weekender

Text Robert
Bilder Robert