Les Trois Cols
Es regnet seit einer Stunde. Doch spätestens jetzt muss ich zur „Trois Cols“, der Traumrunde in den Seealpen, aufbrechen. Mit Col d'Allos, Col des Champs und Col de Cayolle warten drei Zweitausender auf mich und die Zeit wird langsam knapp.
Schon nach ein paar Kilometern wird der Regen weniger und kurz nach Barcelonnette hört er dann ganz auf. Am Fuße des Col d’Allos kommt die Sonne raus. Es wird immer wärmer und schon nach der Hälfte des Anstiegs muss ich meine Trinkflasche an einem Bach auffüllen. Kurve um Kurve schiebe ich mich weiter den Berg hinauf. Bäume und Felsen wechseln sich ab und eine Schutzhütte steht einsam am Wegesrand. Je höher ich komme, desto stärker wird der Nebel und als ich endlich das Passschild erreiche, beträgt die Sichtweite nur noch ein paar Meter.
Vorsichtig mache ich mich auf die Abfahrt nach La Foux d’Allos. Im Skiort angekommen habe ich nur noch eine langgezogene Fahrt bei leichtem Gefälle vor mir. Doch schon nach ein paar Kurven merke ich, das etwas nicht stimmt. Der hintere Reifen verliert Luft und der folgende Schlauchwechsel kostet wertvolle Minuten.
Col d'Allos, Col des Champs, Col de la Cayolle
Nach dem Ortseingang in Colmars geht es rasch in den Anstieg zum Col du Champs, dem leichtesten der drei Berge. Nahezu die komplette Auffahrt liegt im Wald, das Passschild selbst befindet sich jedoch auf einer Art Hochebene. Die Hälfte der Tour habe ich jetzt hinter mir, allerdings ist mein Wasser auch schon wieder aufgebraucht. Auf der Abfahrt halte ich noch einmal um meine Flasche aufzufüllen.
In Saint-Martin-d'Entraunes angekommen liegt nur noch der Col de Cayolle vor mir. Es ist schwer einzuschätzen, wie lange ich für Aufstieg und Abfahrt brauchen werde. Unterwegs habe ich einige Zeit verloren und irgendwann wird die Sonne untergehen. Es könnte gerade so reichen und ich wage es.
So langsam merke ich die Anstrengungen in den Beinen. Die Kraft schwindet und das Treten fällt schwerer. Es gibt nicht viele Alternativen, also fahre ich einfach weiter. Fülle meine Flasche ein weiteres Mal wieder auf. Mache einfach eine Umdrehung nach der anderen. Ab und zu verschwindet die Sonne schon hinter einzelnen Bergkuppen. Die Schatten werden länger. Alles dreht sich nur noch um den Gedanken vor Sonnenuntergang in Barcelonnette zu sein. Aber dafür muss ich erst mal den Anstieg schaffen. Es ist jetzt nur noch Kopfsache.
Doch irgendwann ist es soweit, die Passhöhe des Col de Cayolle ist erreicht. Jetzt muss ich mich beeilen, die Dämmerung setzt bereits ein. Vielleicht schaffe ich es ja bis ins Tal, aber wohl nicht mehr bis zu unserer Unterkunft. Mein Handy ist fast leer. Eventuell reicht es noch für einen Anruf. Um später noch telefonieren zu können, beende ich das Tracking und schalte das Handy aus.
Die Abfahrt ist ein Wettlauf gegen die untergehende Sonne, doch fast zeitgleich mit den letzten Sonnenstrahlen erreiche ich Barcelonnette.